KERRY WAY 2017

Jetzt ist es zwei Monate her, dass ich von meinem Abenteuer in Irland zurück bin. Um alles auf einen Blick zu sehen, habe ich noch mal alle Beiträge in einer Seite zusammengefasst.

Viel Spaß beim Lesen und Fernweh bekommen 😉

 

//  IRLAND RUFT!!!

…noch 3X Schlafen, dann ist es so weit

Heute habe ich endlich alle meine Sieben Sachen beisammen – der Rucksack wird probehalber gepackt. Inklusive 1, 5 Liter Wasser & Proviant kommen 9 Kilo auf die Waage.

Laut Wettervorhersage soll es ein Mix aus Sonne und Wolken geben. Bei gefühlten 8 Grad kommt die Aufwärmjacke, Buff und Mütze dazu….Regenhose & Regenjacke für das typische irische Wetter. Die Vorfreude steigt……

 

// FRANKFURT HAHN -> KILLARNEY

Frankfurt 17°C Sonne

Kerry“A little bit rainy today!”

Nach 2 stündigem Flug, Druck auf den Ohren und Dauerwerbesendung von Ryanair lande ich am Kerry Airport.

Von dort wollte ich den Bus nach Killarney nehmen – allerdings streiken in Irland seit einer Woche die Busse. So steige ich zu Gerard ins Taxi und lasse mich mit einem anderen Mädel zusammen in die 14000 Einwohner Metropole Killarney kutschieren. Am Ende der Fahrt bekomme ich die Telefonnummer eines irischen Taxifahrers, falls was sein sollte, oder ich am Sonntag ein Taxi brauche. Meine Mitfahrerin den Tip die nächsten 50km nach Dingle zu trampen.

Nach einem kurzen Proviant-Kauf-Stop bei Tesco lasse ich mich von meinem Smartphone zur “Castle Lodge” lotsen. Die Unterkunft ist ein Traum – ich bekomme Kaffee in der Lounge serviert und bin glücklich…

…bis ich zum Handyladen mein Zimmer betrete. An die englischen Steckdosen habe ich Depp natürlich nicht gedacht.

Später zieh ich noch mal los: Fish & Chips essen, glänzende Augen im Guinness Shop bekommen und entsetzt sein, dass der Adapter billiger war als meine Flasche Cider.

Den Pubbesuch lasse ich ausfallen…ich bin fix & fertig und will morgen früh fit sein.

 

// KILLARNEY -> BLACK VALLEY

Wer es kulinarisch mal so richtig knallen lassen möchte, der wähle einen anderen Weg zum Wandern. Nachdem ich das “Irish Breakfast” heute früh fast wieder hoch gewürgt habe begnüge ich mich mit einem Marmeladen Toast und starte kurz vor 9 meine Tour.

Heute geht es durch den Nationalpark von Killarney ins ca. 23 Kilometer entfernte Black Valley. Seinen Namen verdankt der Ort der Tatsache, dass es der letzte Fleck war welcher an das Stromnetz angeschlossen wurde.

Die Erwartungen meiner Mutter, ich könne auf meiner Reise doch einen netten Iren kennenlernen, muss ich leider enttäuschen – neben einer Handvoll Wanderern sehe ich nur ein paar Schafe.

Mitten im nirgendwo treffe ich auf ein älteres Ehepaar aus Kenntucky, wir laufen eine Stunde zusammen und sind fast schon a weng wehmütig, als sich unsere Wege wieder trennen. Interessante Leute trifft man unterwegs…

Der heutige Wettermix aus Regen, Sonne und Wind im zehnminütigen Wechsel gibt mir nicht die Chance meine Regenjacke auszuziehen – verschwitzt und unzählige Kilometer in den Knochen komme ich am “Shamrock Farmhouse” an. Es wird von einer kleinen älteren Dame bewirtschaftet, die mir nach einer heißen Dusche Kaffee und ofenwarme Scones serviert. Mit Blick auf die Hausschafe und das Black Valley sitze ich zufrieden vor dem Haus – der Hirtenhund hat mich auch schon adoptiert 😉

 

// BLACK VALLEY -> GLENCAR

Ich bin sehr glücklich, dass das Black Valley mittlerweile ans Stromnetz angeschlossen ist – so konnte ich die ziemlich kalte Nacht auf einer geheizten Matratze verbringen.

Mein Frühstück habe ich wohlweislich auf Eier und Speck reduziert. Kurz nach 9 starte ich auf den Weg. Zu Beginn geht’s durch sämtliche Schafweiden hindurch: nicht vergessen die Gatter wieder zu schließen. Oder man nimmt einfach die vielen Leitern und Stiegen und steigt so über die Zäune.

 

Kurz darauf bezwinge ich den ersten Pass für heute, quere oder durchlaufe mindestens 30 kleine Bächlein. Am besten man läuft gleich im Flussbett – so schlau war ich allerdings erst, nachdem ich fast 40 Zentimeter in der Wiese verschwunden bin. Zum Glück habe ich anfangs drei Wanderer überholt, so hätten sie mich zumindest gefunden, bevor ich als erste Moorleiche des Kerry Ways in die Geschichte eingegangen wäre.

Der Pass war der absolute Hammer, hat echt Spaß gemacht das rumgekraxel. War aber so anstrengend, dass ich mir meine fast leere Wasserflasche im Gebirgsbach neu befüllen musste. Man glaubt es kaum, aber die portugiesische Infrastruktur ist doch deutlich trinkfreundlicher.

A propo, jetzt sitze ich hier in Irland und habe doch Schwierigkeiten an ein kühles Feierabendbier zu kommen. Mal sehen ob mein heutiger Wirt (irischer Großvater) nicht doch was kalt stehen hat. Gestern hatte ich kein Glück, wurde aber dafür zur Abendmesse eingeladen – vielleicht hätte es da womöglich ein Schlückerl Wein gegeben?!

Zum Weg zurück…nach den Sturzregengüssen war es danach exakt​ so lange windig, bis die Jacke wieder trocken war. Über Gegenwind habe ich mich noch nie so gefreut wie heute – Rückenwind beim Abstieg hätte ich nicht gebrauchen können. Ich laufe und träume vor mich hin, verpasse den Aufstieg zum zweiten Pass, und befinde mich stattdessen auf der sonnigen Landstraße nach Glencar. Entfernungstechnisch habe ich zwar ein paar Kilometer mehr gemacht, aber mal gerade laufen ist auch toll.

Kurz vor meiner heutigen Unterkunft dem “Blackstones House” wird’s noch mal knackig – bergauf & bergab im Nieselregen durch den irischen Dschungel. Nach ca. 26Km liege ich frisch geduscht auf meinem Bett mit Blick auf einen schönen Fluss. Später gibts noch ein paar Sandwiches für mich. Und vielleicht ein Bier!?

 

// GLENCAR -> KELLS

Gemütlicher Abend am Kaminfeuer…mit einer Herrenrunde aus München, die hier ne Woche zum Lachsfischen da waren.

Im Anschluss Dinner mit dem Jack Russel “Scruffy” und Noah aus Saltlake City. Ich esse mein bestes Eiersalat – Sandwich ever! Und endlich ein schönes kaltes Bier.

Das Sandwich wird von dem Irish Breakfast noch getoppt. Breda und ihr Mann haben echt ein tolles B&B.

Kurz vor 10 breche ich auf… 32 Km später hocke ich nun im Pub und höre fluchenden Iren beim Billard-Spielen zu. Endlich mein heiß ersehntes Guinness 😊

Der Weg war der absolute Hammer – der Blick auf die Küste atemberaubend. Ich mache so viele Fotos, dass ich den Abzweig zu meiner heutigen Unterkunft “Caitin’s Inn” verpasse….

…so werden es schnell mal 10 Km mehr 😒

Weitere Erkenntnisse des Tages: ohne Regen keinen Regenbogen, laufe gleich durch den Fluss und Glenkill gibt es wirklich. Noch nie habe ich Schafe so geheimnisvoll und unheimlich glotzen sehen.

Und zum Abschluss noch ein Bild meines Hotels und genialem Blick vom Balkon.

 

// KELLS -> FRANKFURT HAHN

Meinen letzten Abend beende ich in einem Pub… nach der anstrengenden Tour und zwei Guinness später schlummer ich selig ein.

Um 11 Uhr werde ich von einem Taxi abgeholt und die knapp 50Km zurück zum Flughafen gebracht. Mit Abstand der teuerste Kostenpunkt meiner Reise – ich hoffe das nächste Mal streiken die Busse nicht 😉

Im Kerry Airport Pub lasse ich bei einem Cider meine Reise Revue passieren!

Tolles Land, nette ehrliche Leute….ich habe mich in Irland verliebt und komme definitiv wieder! Das nächste Mal ist allerdings ein Roadtrip geplant.

Wie war das Wandern? Auch toll, konnte ich doch eine wahnsinns abwechslungsreiche und faszinierende Landschaft erleben, aber auch wahnsinnig anstrengend. An das Auf und Ab kann man sich gewöhnen, aber die fehlende Infrastruktur (keine kleinen Cafés, Rastpunkte, verstreutere Unterkünfte, Einkaufsmöglichkeiten, Pubs) auf der Strecke erschwert das Laufen ungemein. Wie auch immer: ich komme zurück!!!