// KERRY WAY // °3
// BLACK VALLEY -> GLENCAR
Ich bin sehr glücklich, dass das Black Valley mittlerweile ans Stromnetz angeschlossen ist – so konnte ich die ziemlich kalte Nacht auf einer geheizten Matratze verbringen.
Mein Frühstück habe ich wohlweislich auf Eier und Speck reduziert. Kurz nach 9 starte ich auf den Weg. Zu Beginn geht’s durch sämtliche Schafweiden hindurch: nicht vergessen die Gatter wieder zu schließen. Oder man nimmt einfach die vielen Leitern und Stiegen und steigt so über die Zäune.
Kurz darauf bezwinge ich den ersten Pass für heute, quere oder durchlaufe mindestens 30 kleine Bächlein. Am besten man läuft gleich im Flussbett – so schlau war ich allerdings erst, nachdem ich fast 40 Zentimeter in der Wiese verschwunden bin. Zum Glück habe ich anfangs drei Wanderer überholt, so hätten sie mich zumindest gefunden, bevor ich als erste Moorleiche des Kerry Ways in die Geschichte eingegangen wäre.
Der Pass war der absolute Hammer, hat echt Spaß gemacht das rumgekraxel. War aber so anstrengend, dass ich mir meine fast leere Wasserflasche im Gebirgsbach neu befüllen musste. Man glaubt es kaum, aber die portugiesische Infrastruktur ist doch deutlich trinkfreundlicher.
A propo, jetzt sitze ich hier in Irland und habe doch Schwierigkeiten an ein kühles Feierabendbier zu kommen. Mal sehen ob mein heutiger Wirt (irischer Großvater) nicht doch was kalt stehen hat. Gestern hatte ich kein Glück, wurde aber dafür zur Abendmesse eingeladen – vielleicht hätte es da womöglich ein Schlückerl Wein gegeben?!
Zum Weg zurück…nach den Sturzregengüssen war es danach exakt so lange windig, bis die Jacke wieder trocken war. Über Gegenwind habe ich mich noch nie so gefreut wie heute – Rückenwind beim Abstieg hätte ich nicht gebrauchen können. Ich laufe und träume vor mich hin, verpasse den Aufstieg zum zweiten Pass, und befinde mich stattdessen auf der sonnigen Landstraße nach Glencar. Entfernungstechnisch habe ich zwar ein paar Kilometer mehr gemacht, aber mal gerade laufen ist auch toll.
Kurz vor meiner heutigen Unterkunft dem “Blackstones House” wird’s noch mal knackig – bergauf & bergab im Nieselregen durch den irischen Dschungel. Nach ca. 26Km liege ich frisch geduscht auf meinem Bett mit Blick auf einen schönen Fluss. Später gibts noch ein paar Sandwiches für mich. Und vielleicht ein Bier!?